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                    ECHTHEITSUNTERSUCHUNGEN VON BRONZEOBJEKTEN 
            
              Bei der Prüfung von Bronzeobjekten wird in drei Stufen vorgegangen,
              deren Kombination die beste heute mögliche Basis für die
              Ermittlung der Echtheit bietet.
  
            1. Im ersten Schritt wird die Zusammensetzung der Legierungen ermittelt,
              die wichtige Schlüsse auf ihr Alter zulassen:
  
              So enthielten beispielsweise afrikanische Gelbgüsse - neben Kupfer
              als Hauptbestandteil - bis zum 15. Jahrhundert in der Regel Blei und
              Zinn als Legierungszusätze.
  
              Im Zuge der wachsenden Handelsbeziehungen mit Europa ab dem 16. Jahrhundert
              gewann Zink als weiteres, absichtlich zulegiertes Metall an Bedeutung.
              So stieg der Anteil an Zink in den Metallgemischen bis zum 18. Jahrhundert
              auf über 30 Prozent.
  
              Auch andere Nebenbestandteile und von der Kupferverhüttung herrührende
              Spurenverunreinigungen liefern Hinweise auf das Alter der Objekte.
  
              Die Anwesenheit von Aluminium ist meist auf Zusätze von neuzeitlichen
              Aluminiumbronzen zurückzuführen und ist deshalb ein Beweis
              für die Herstellung solcher Objekte im 20. Jahrhundert.
  
              Für eine Metallanalyse sind lediglich einige Milligramm an Metallspänen
              erforderlich, die durch eine Mikroprobenahme mit Hilfe eines 1 mm HSS Bohrers
              gewonnen werden. Nach Auflösung dieses Materials in hochreiner
              Mineralsäure erfolgt die quantitative Analyse mittels
              Atomemissionsspektrometrie.
  
              Beurteilungen, die nur auf der Legierungszusammensetzung beruhen, sind jedoch meist
              nicht hinreichend schlüssig. Besonders um Objekte zu erkennen,
              die neuzeitlich aus altem Material oder auch aus geeignetem Schrott
              hergestellt wurden, ist eine sorgfältige Analyse der Patina
              unumgänglich.
  
            2. Die Patinaanalyse liefert zusätzliche Informationen über
              das Alter der Objekte und gibt Hinweise auf eine eventuelle künstliche Alterung:
              Eine natürlich gewachsene Patina ist das Ergebnis eines Korrosionsprozesses,
              der die Summe von zahlreichen chemischen Umwandlungen darstellt,
              die im Verlauf des Alterungsprozesses an der Metalloberfläche
              stattgefunden haben. So korrodieren im Boden gelagerte Objekte,
              weil die Legierungselemente mit verdünnten Substanzen in der
              Umgebung reagieren.
  
              Diese Korrosionsprozesse sind schwer nachzuahmen, sodaß es mit Hilfe
              geeigneter Analysenmethoden möglich ist, eine natürliche
              Patina von einer künstlich erzeugten Korrosionsschicht zweifelsfrei zu unterscheiden.
  
              Die hauptsächlichen Korrosionsprodukte sind - in Abhängigkeit
              von der Natur des Bodens - Kupfersalze, schwer lösliche Bleiverbindungen,
              Zinnsäure und Zinkoxid. Eine langsam wachsende Korrosionsschicht
              erstreckt sich außerdem in die Umgebung hinein und umschließt
              dabei feste Bodenbestandteile. Die Patina von Objekten, die in Gebrauch
              waren, ist dagegen nur einige wenige Mikrometer dünn und enthält
              - neben den Korrosionsprodukten - auch Natriumverbindungen.
  
              Weiterhin muß die Anwesenheit von nichtmetallischen Bestandteilen (wie
              etwa Chlor, Phosphor und Schwefel) und/oder Stoffen zur Oberflächenbehandlung
              als Hinweis auf künstliche Erzeugung, aber auch auf nachträgliche
              Veränderungen der Patina, z.B. durch Reinigungsvorgänge
              in Betracht gezogen werden.
  
              Die Probenahme für die Patinaanalyse erfolgt durch Entnahme kleiner
              Patinapartikel mit Hilfe eines Edelstahlskalpells. Die elementare Zusammensetzung
              wird sodann am Rasterelektronenmikroskop
              mit angeschlossenem Röntgenfluoreszenzdetektor bestimmt.
  
            3. Die aussagekräftigste heute verfügbare Untersuchungstechnik
              ist der Line-scan, eine
              korrelierende, ortsaufgelöste Mikroelementanalyse zum Nachweis
              der chemischen Prozesse bei der Bildung der Patina und zur Aufklärung
              des Patinaaufbaus sowie zur Absicherung der Befunde gemäß
              den Punkten 1 und 2.
  
              Die Untersuchungsfolge wird sofort abgebrochen, sobald bei einer der
              vorgenannten Analysen ein eindeutiges "K.O.-Kriterium" erkannt wird.
  
              Die manchmal versuchte Altersbestimmung anhand der
              Thermolumineszenz-Untersuchung
              von Resten des Gusskerns ist wegen der häufig viel zu
              geringen Menge oder aber auch der Gefahr einer Manipulation nicht zu empfehlen.  
  
        
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