Viele Mineralien
speichern bei radioaktiver Bestrahlung einen Teil dieser
Strahlungsenergie und geben die Energie beim Erhitzen als
sichtbares Licht wieder ab. Dieses Phänomen wird
„Thermolumineszenz“ genannt. Quellen der radioaktiven
Strahlung sind die Höhenstrahlung sowie instabile Uran-
Thorium- Kalium- oder Rubidiumisotope, die in der Erdkruste nahezu
überall vorhanden sind.
Bis auf wenige
Ausnahmen enthält der Ton, aus dem Kunst- und Gebrauchskeramiken
gefertigt werden, solche radioaktiven Materialien in kleinsten
Mengen. Als Energiespeicher kommen bevorzugt die Mineralien Quarz und
Feldspat in Frage, die in den dem Ton als Magerungsmittel zugesetzen
gröberen Materialien (Sand) enthalten sind.
Während des
Tonbrennens wird nun die in geologischen Zeiträumen angesammelte
Energie abgegeben, somit das TL-Signal gelöscht und die
Zeitskala auf Null gestellt. Die Energie-speicherung beginnt ab
diesem Zeitpunkt erneut und akkumuliert sich im Laufe der Zeit.
Eine erneute
Erhitzung unter Laboratoriumsbedingungen setzt diese Energie wieder
frei. Ein lichtempfindlicher Detektor misst die Lichtmenge, welche
proportional zur vergangenen Zeit zwischen dem Brennen der Keramik
und der Prüfung vergangen ist.
Aus diesem Grund
kann die Thermolumineszenz für die Altersbestimmung von
gebrannten Keramikobjekten eingesetzt werden.
Die Probenahme muß
unter Rotlicht durch Bohrungen zunächst mit einem 4 mm Bohrer
(zur Entfernung der oberflächennahen Schicht) und anschließend
mit einem 2 mm Speerbohrer bei geringer Drehzahl erfolgen.
Für die Untersuchung von Porzellan wird eine ca. 5 mm tiefe
Bohrung mit einem 5 mm Diamant-besetzten Hohlbohrer unter fließendem
Wasser bei höherer Drehzahl durchgeführt und der Bohrkern
vorsichtig herausgebrochen.
Die
Keramikproben werden sodann mit verdünnter Säure behandelt
und in mehrere Aliquots aufgeteilt. Die Messungen zur Bestimmung der
akkumulierten Dosis erfolgen an einem Riso Minisys TL Reader. Zur
Berücksichtigung der natürlichen Dosisleistung muss
zusätzlich eine Alpha-Zählung durchgeführt sowie der
Kaliumgehalt des Materials berücksichtigt werden. Aus den
Messungen wird sodann der Zeitpunkt der letzten Erhitzung der Keramik
auf mindestens 450°C errechnet.
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