ALTERSBESTIMMUNG VON TERRAKOTTA -
IST DIE THERMOLUMINESZENZ-ANALYSE AUSREICHEND?
In den letzten Jahren sind verstärkt keramische und Terrakotta-Objekte
in den Handel gekommen, bei denen die Thermolumineszenz-Analyse
ein Alter ergab, das mit dem angenommenen Zeitraum der Herstellung
gut übereinstimmte. Bei näherer Betrachtung stellte sich
jedoch heraus, daß diese Objekte moderne Fälschungen
waren, hergestellt aus einer Mischung aus vermahlenem Material aus
dieser Zeit und modernen Klebern oder anderen organischen Bindemitteln.
Um diese Grenzen der Möglichkeiten der Thermolumineszenz-Analyse
zu überwinden, hat Antiques Analytics eine neue wissenschaftliche
Methode, den "Bindemitteltest" entwickelt, mit der solche
Manipulationen erkannt werden können.
Das Prinzip dieser neuen Vorgehensweise besteht in der Extraktion einer
Bohrprobe des Objekts mit einem geeigneten Lösemittel und einem
Nachweis der modernen Bestandteile mit speziellen
chromatographischen
oder spektroskopischen
Analysen. Mit diesem Verfahren sind die Bindemittel eindeutig zu
identifizieren und demgemäß auch von Materialien zur
Oberflächenbehandlung, wie sie zur Restaurierung und Konservierung
eingesetzt werden, zu unterscheiden.
Darüberhinaus besteht die Möglichkeit, über eine Analyse der Zusammensetzung
des verwendeten Tonmaterials einen "keramischen
Fingerabdruck" herzustellen. Damit kann dann auf Herkunft
und Alter des Objekts geschlossen werden.
Wenn der Bindemitteltest negativ ausfällt, kann das mit Hilfe der
Thermolumineszenz ermittelte Alter als das wahre Herstellungsdatum der Terrakotta
angesehen werden.
DER KERAMISCHE FINGERABDRUCK
Häufig genügt es nicht, bei einer Keramik nur die Epoche
zu bestimmen, aus welcher der Fund stammt. Genauso wichtig ist die
Herkunft des Tones. Hier leistet die Atomspektrometrie
Erstaunliches. Zwar sind in allen Tonen Silicium, Aluminium, Sauerstoff
und Eisen enthalten, aber jede Grube hat ihre spezifische Beimischung
winziger Spuren anderer Elemente. Diese Spuren sind für die
Verarbeitung des Tones ohne Bedeutung, sie geben aber wie ein unverwechselbarer
Fingerabdruck Auskunft über die Ursprungsregion des Materials:
Spurenanalysen typischer Tonbrände (Angaben in Mikrogramm pro Gramm):
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Probe 1 |
Probe 2 |
Probe 3 |
Phosphor |
800 |
600 |
600 |
Barium |
1000 |
700 |
600 |
Schwefel |
500 |
500 |
300 |
Chrom |
200 |
200 |
200 |
Zirkonium |
30 |
40 |
40 |
Nickel |
|
40 |
30 |
Kupfer |
|
40 |
30 |
Zink |
|
20 |
30 |
Strontium |
20 |
20 |
20 |
Rubidium |
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20 |
20 |
Wismut |
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20 |
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Die Analysenergebnisse zeigen, daß Probe 1 von einer anderen Tongrube
stammt, als Probe 2 und 3.
Häufig werden Objekte auch gefälscht, indem Teile von
unterschiedlichen Stücken zusammengesetzt und die Unebenheiten der
Oberfläche durch einen Überzug von
mit Bindemittel versetztem Ton ausgeglichen werden. Durch eine Bestimmung
des Keramischen Fingerabdrucks an mehreren Stellen kann zwischen
Material von verschiedenem Ursprung differenziert werden, sodaß
derartige Manipulationen eindeutig erkennbar werden.
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