ECHTHEITSPRÜFUNG VON STEMPELN
Wie
alle Bereiche der Antiquitäten, so ist auch die Philatelie ein
beliebtes Betätigungsfeld für Fälscher, sowohl bei
Briefmarken als auch bei Vorphila-Briefen.
Oft
können die nachgeahmten Stücke von philatelistischen
Experten aufgrund von äußeren Merkmalen (Papierart,
Gestaltungsdetails, Farbunterschiede, Stempelung, etc.) und Vergleich
mit den Originalen erkannt werden, häufig bleiben jedoch auch
Fragen oder Unsicherheiten in der Beurteilung: die Fälscher
nutzen nämlich die Fortschritte der modernen
Reproduktionstechnik und können damit immer häufiger
Falsifikate herstellen, die mit dem Auge nicht mehr zu identifizieren
sind.
Hier
kann die Naturwissenschaft helfen und mit den leistungsfähigen
Methoden der instrumentellen High-Tech-Analytik Originale von
Fälschungen sicher unterscheiden.
Da die
anzuwendenden Verfahren zerstörungsfrei sein müssen, ist
die Auswahl auf spektroskopische Methoden beschränkt. Es zeigte
sich, dass die ortsaufgelöste Röntgenfluoreszenzspektroskopie
zur Analyse und Echtheitsprüfung von schwarzen Stempeln
angewandt werden kann.
Die
Röntgenfluoreszenzanalyse ist prinzipiell eine zerstörungsfreie
Methode. Die Probengröße ist nur durch die Geometrie der
Probenschleuse begrenzt. Eine direkte Analyse von Briefen mit einer
Größe von bis zu 20 x 15 cm ist daher möglich.
Auf der Basis einer
größeren Anzahl von Belegen mit philatelistisch eindeutig
bestimmter Einstufung als Original oder Fälschung konnten
Charakteristika in den Röntgenfluoreszenzspektren schwarzer
Stempel identifiziert werden, die eine Alterseinstufung ermöglichen.
Es stellte sich heraus, dass die Anwesenheit bestimmter Elemente
und/oder ihre Kombination, sowie deren relative Konzentration zur
Feststellung von Fälschungen verwendet werden kann, die unter
Verwendung moderner Bestandteile hergestellt wurden.
Schwarze Stempelfarben bestehen
im allgemeinen entweder aus ölhaltigen Suspensionen von stark
dunkel gefärbten Pigmenten (wie z.B. Ruß oder Ultramarin)
oder aus Lösungen von intensiv färbenden synthetischen
organischen Farbstoffen (wie z.B. Triphenylmethanfarbstoffe oder
Nigrosin, etc.) in Alkohol, wässrigem Glycerin oder
Ethylenglykol, oder Mischungen daraus. Anhand der bekannten Daten der
Erfindung der betreffenden Farbstoffe ist somit eine Datierung unter
der Voraussetzung möglich, dass charakteristische anorganische
Bestandteile oder Verunreinigungen dieser Farbstoffe detektiert
werden können. So wird beispielsweise Kristallviolett (aus der
Reihe der Triphenylmethanfarbstoffe) unter Verwendung von
Phosphorylchlorid als Katalysator hergestellt, was einen deutlich
messbaren Phosphorgehalt des Endproduktes verursacht. Nigrosin wird
durch Erhitzen von Nitrobenzol und Anilin mit metallischem Eisen und
Eisenchlorid hergestellt und enthält deshalb Eisen.
Des weiteren werden
moderne Farben in der Regel unter Verwendung von Füllstoffen wie
Blanc fixe (Bariumsulfat), Lithopone (eine Mischung von Bariumsulfat
und Zinksulfid), Zinkweiß (Zinkoxid) oder Titanweiß
(Titandioxid) hergestellt, die jeweils seit bestimmten Zeitpunkten im
19. und 20. Jahrhundert in Gebrauch sind.
Andererseits
können verschiedene Elemente oder deren Kombination auch als
Beweise für authentische alte Stempel dienen. So können
signifikante Schwefel-gehalte im Vergleich zum Untergrundsignal des
Papiers von Ruß herrühren, der vor der Erfindung der
synthetischen Farben zur Herstellung von schwarzen Stempel-farben
benutzt wurde. Aluminium, Silicium und Schwefel sind wiederum die
Bestandteile von Ultramarin, ein Pigment, das schon seit der Antike
benutzt wird, aber 1828 auch erstmalig synthetisch hergestellt wurde.
Hohe Eisengehalte können auf die Anwesenheit von Preussischblau
hindeuten, das im Jahr 1704 eingeführt wurde, oder auf die seit
etwa zweitausend Jahren bekannte Eisengallustinte.
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